Die Geschichte hinter der Wallfahrt Wallfahrtskirche Maria Birnbaum
Das Gnadenbild von Maria Birnbaum ist ein sogenanntes Vesperbild (Pietá), also eine Darstellung der leidenden Gottesmutter, die den Leichnam ihres toten Sohnes Jesus nach der Kreuzabnahme in den Armen hält. Die hölzerne Skulptur entstand um 1600 und wurde ursprünglich in einem Bildstock bei Schloss Stunzberg verehrt. 1632 wurde die Gegend von schwedischen Soldaten heimgesucht, die das Gnadenbild in das unweit entfernte Jochmoos warfen. Von dort rettete es der Dorfhirte Johann Vogel und stellte es in einem hohlen Birnbaum aus. So kam der Wallfahrtsort zu seinem Namen. Kurze Zeit später setzten erste Erscheinungen und Wunderheilungen ein: Bereits 1659 ist die Geschichte einer Frau aus Meran überliefert, die auf der Suche nach Heilung über zahlreiche andere Gnadenorte, schließlich zur Maria im Birnbaum geführt wurde. Hier wurden ihre Gebete endlich erhört. Davon berichtet eine Tafel aus dem Jahr 1674 im Eingangsbereich der Kirche:
„Es hat aber der Allerhöchste Gott die Unehre seiner allerwehrtesten Mutter nicht länger dulden können; daher hat er durch vielfältige, den Menschen erzeigte Gnade und Guttaten dieses heilige Bildnis in höchste Ehren gebracht: Anna, Bürgerin von Meran aus dem Oetschland, ein sehr betrübtes Weib ist von einem abscheulichen Gespenst erschreckt worden und in 7-jährige Betrübnis und Anfechtung also geraten, dass sie, wiewohl sie viele berühmte Wallfahrten mit Andacht besuchte, nirgends Hilfe und Erledigung ihrer Versuchungen gefunden. In dieser höchsten Not ist endlich gemeldeter Anna anno 1659 zu Meran in dem Schlaf die schmerzhafte Mutter in Gestalt eines alt verworfenen Vesperbildes persönlich vorkommen, sprechend: „Gehe hin in das Bayernlandt und suche dieses mein Bildnis in einem ausgebrannten hohlen Birnbaum an einem Berg; allda wird deiner langwierigen Betrübnis ein Ende und deines Kindes Zustand bald ein Ausgang gemacht werden“. So einem mildreichen und barmherzigen Rat gehorcht Anna gar gern, kommt nach Ingolstadt und in das Dorf Sielenbach, ohne einen Wegweiser, überall nachfragend dem heiligen, ihr von Gott vorgezeigten alten Vesperbild, allwo sie dann zu dem alten hohlausgebrannten Birnbaum gekommen und mit großen Freuden das so lange gesuchte Gnadenbild angetroffen. Ihr erstes Wort war: „O du heilige Jungfrau und Mutter Gottes find ich dich da? Hilf mir armen betrübten Weib, verzeih meine Sünden“, verrichtet samt dem Kind, so 10 Jahre alt war, welches einen großen Leibschaden gehabt, ihr andächtiges Gebet, hängt eine weiße Leibath samt einem auf weißer Wolle gemachten Kranz an den Baum; kommt Anno 1661, den 21. Dezember und beteuert gemeiniglich, dass nit allein ihr, sondern auch ihrem Kind Johannes gnädig Hilfe von der scherzhaften Mutter sei geleistet worden.“
(Text nach dem Bruderschaftsbüchlein)
1658 entschloss sich der im nahegelegen in Schloss Blumenthal residierende Komtur des Deutschen Ordens Philipp Jakob von Kaltenthal zur Ehren der Gottesmutter eine Kirche zu errichten. Gegen erhebliche Widerstände ließ er schließlich mit Mitteln aus seinem Privatvermögen eine provisorische Kapelle abreißen und baute die bis heute bestehende Barockkirche, in der er auch nach seinem Tod 1669 bestattet wurde. Ermöglicht wurde der Bau durch Spenden der Gläubigen und Zuwendungen von Wallfahrern, letztlich aber auch vor allem durch die praktische und logistische Mitarbeit der örtlichen Bevölkerung. 1668 wurde die Kirche geweiht, ab 1670 versahen Deutschordenspriester Seelsorge und Wallfahrt.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts folgte eine pastoral wie architektonisch schwierige Phase für Maria Birnbaum. Der Deutsche Orden musste durch die Wirren der Säkularisation geschwächt den Ort verlassen und schwerwiegende Bauschäden gefährdeten den Fortbestand der Kirche. Letztlich ist es den Bauern der Umgebung zu verdanken, dass Maria Birnbaum gerettet werden konnte und schließlich aufwendig saniert wurde. In diese Zeit fällt die Gründung des Blauen Bundes, einer Bruderschaft, die sich der Verehrung der Gottesmutter und der Pflege ihres Hauses verschrieb.
Ab 1867 nahm sich der Kapuzinerorden des Wallfahrtsortes an. Für die folgenden 100 Jahre prägten die Mönche in ihrem neben der Kirche errichteten Kloster die Wallfahrt. Einige von ihnen fanden die letzte Ruhestätte in direkter Nachbarschaft zur Gottesmutter an der Kirchenmauer. Ihre Gräber verweisen dort bis heute auf segensreiches Wirken.
Im Jahr 1998 kehrte schließlich der Deutsche Orden nach Maria Birnbaum zurück, übernahm Kirche wie Wallfahrt und besiedelte das seit 1984 leerstehende Kloster neu. Seit 2021 beherbergt der Konvent zudem wieder das Noviziat der Ordensgemeinschaft. Nähere Infos zum Deutschen Orden sowie seiner aktuellen Arbeit finden sie hier.